Dekommodifizierungsprozesse im urbanen Garten Neuverhandlung lokalen Wissens?

Im Laufe der Entstehung des Gemeinschaftsgarten-Projekts „Garten Unser-Döbling“, haben WIR uns intensiv mit bestehenden Projekten und Lektüren dieser Thematik auseinandergesetzt. Dabei stießen WIR auf die Gemeinschaft des Gartenpolylog und die Arbeit von Barbara Dörsch, welche WIR jeden interssierten ans Hertz legen. Diese Arbeit ermöglicht nicht nur einen Einblick in die Sozialen, Wirtschaftlichen und Ökologischen Auswirkungen dieser Bewegungen, sondern enthält auch noch eine Empfehlung, sehr informativen Lektüren über urbane Gärten.

Widerstandspotential durch Subsistenz

Gemeinschaftsgarten-Landstrasse Selbstversorgung kann eine aktive Distanzierung vom dominanten sozio-technischen Regime bedeuten (Ploeg 2010: 7). Dabei stellt sich anknüpfend an Ploegs These die Frage, ob es im städtischen Umfeld überhaupt möglich ist, die Kontrolle über die eigene Ressourcenbasis wiederzuerlangen. Vertreter_innen der Subsistenz sind meist gleicher- maßen scharfe Kritiker_innen der herrschenden kapitalistischen Marktökonomie und Verfech- ter_innen des Potentials der Subsistenzorientierung für gesellschaftliche Transformationsprozesse, sowohl im ruralen, als auch im urbanen Kontext. In den älteren Forschungen zu Subsistenz wird sie als Strategie für zukünftige lokale und globale Politiken begriffen. Müller stellt diesbezüglich einen Zusammenhang zwischen der „Orientierung am Alten“ und den neuen Formen der Lebensführung, der Arbeit und der Kooperation her, „die die (klein)bäuerliche Produktionsweise ins nächste Jahr- tausend [21.Jahrhundert, meine Anm.] retten soll[en]“ (Müller 1999: 46). Die scheinbar „traditio- nellsten“ (Klein)bäuer_innen seien Vorreiter_innen in Bezug auf Innovation, denn

„[…] sie setzen nicht auf ‚moderne’ Monokulturen, sondern kombinieren Handlungsmuster der dörflichen Ökonomie mit neuen sozialen Lebenszusammenhängen und ausgewählten, eigenorganisierten Kontakten zu urbanen Konsumentenzuammenschlüssen, die als Ersatz für nicht mehr existierende dörfliche Zusammenhänge fungieren sollen.“ (ebd.)

Dahm und Scherhorn (2008: 38) gehen angesichts der Notwendigkeit nachhaltiger Lebensstile von einer Rückkehr zu lokalen und regionalen Strukturen und einer zunehmenden Selbstversorgung aus. Meiner Meinung nach stellt ihr Konzept der urbanen Subsistenz ebendiesen Anspruch für ein urbanes Umfeld in Aussicht:
„Das zentrale Merkmal der urbanen Subsistenz ist nicht die Eigenproduktion land- und hauswirtschaflicher materieller Güter, sondern eine selbsttätige Versorgung mit – privaten Urbane Gärten als Teil der Entwicklungsforschung oder öffentlichen – marktfreien Gütern, die die dabei nötigen Güter subsidiär heranzieht, sich aber nicht vom Markt abhängig macht.“ (ebd.: 24)
Es geht jedoch nicht um eine vollständige Auslöschung des bestehenden Marktes, sondern um eine zunehmende Autonomie von globalen und externen Strukturen.29 Dahm und Scherhorn sprechen hierbei von einem Bewusstsein um Subsistenz:
„Modernisierung der Subsistenz verlangt nicht, dass man den Spielraum jederzeit voll ausnutzt, sondern sich jederzeit seiner bewusst ist. Denn dieses Bewusstsein ist es, was die innere Abhängigkeit von der Erwerbsarbeit gering hält, weil Alternativen der Subsistenzarbeit wünschenswert erscheinen und man sie bei Bedarf aktivieren kann. Dazu müssen sie als wirkliche Alternativen empfunden werden.“ (ebd.: 40f.)
Quelle zum weiterlesen: https://gartenpolylog.org/system/files/59/1e241c48-e177-4e2a-81c1-469a8eef8b82/DA_Dekommodifizierungsprozesse_Barbara_Doersch_2013pdf.pdf

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